Digitale und nachhaltige Transformation sozial gerecht gestalten
11. Juni 2024
Es wird keine einfachen technologischen Lösungen für komplexe gesellschaftliche Herausforderungen wie gesunde Ernährung für alle Menschen oder verantwortungsvolle Implementierung von künstlicher Intelligenz in Organisationen geben, ohne soziale Aspekte, Umweltfaktoren, gesellschaftliche Strukturen und Machtverhältnisse in den Blick zu nehmen. Das IFZ beforscht das Spannungsfeld der digitalen und nachhaltigen Transformation deshalb in transdisziplinären Projekten mit einer sozialen Gerechtigkeitsperspektive.
Keine Armut, Gesundheit, hochwertige Bildung, Geschlechtergleichstellung, menschenwürdige Arbeit, verantwortungsvoller Konsum, Klimaschutz, Frieden … das sind einige der 17 von den vereinten Nationen ausgerufenen Ziele zur nachhaltigen Entwicklung dieser Welt. Auf diese sozialen, ökologischen und gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen, können und werden wir zwar zum Teil mit technologischen Entwicklungen reagieren, aber es wird keine einfachen technischen Lösungen für soziale und ökologische Probleme geben, ohne soziale Aspekte, Umweltfaktoren, gesellschaftliche Strukturen und Machtverhältnisse in den Blick zu nehmen. Es braucht systemische Lösungen für solche komplexen Transformationsprozesse, dazu forscht das IFZ in diversen transdisziplinären Projekten.
In ihrer Key Note „Soziale Geschlechtergerechtigkeit in digitalen und nachhaltigen Transformationsprozessen“ trug Anita Thaler am 15. Mai 2024 vor 200 Zuhörenden im Rahmen der Fachtagung „Weiterbildung im Spannungsfeld digitaler und nachhaltiger Transformation“, einer Kooperationsveranstaltung der AK Wien mit dem Wiener Arbeitnehmer_innen Förderungfonds waff, vor. Sie beleuchtete dabei das Spannungsfeld der digitalen und nachhaltigen Transformation speziell aus einer Geschlechter- und sozialen Gerechtigkeitsperspektive. Aktuelle Beispiele des IFZ aus der partizipativen, interdisziplinären Technikforschung unter Berücksichtigung von Nutzungsinteressen und Genderaspekten lieferten dazu Anschauungsmaterial. In PROTEA geht es darum soziale Geschlechtergerechtigkeit in einem transdisziplinären Forschungsprojekt konsequent zu verfolgen, um 3D-gedruckte Prothesen für und mit konkreten Nutzer_innen und beteiligten Stakeholdern zu entwickeln. Diese Integration der Gender-Dimension in Technik- und Wissenschaftsforschung war das Thema einer von Thaler und Kolleg_innen aus dem PROTEA-Team und der COST Action VOICES organisierten Session bei der diesjährigen STS Conference in Graz.
Im Rahmen von PLANET4B und der Fallstudie in Graz zeigen Sandra Karner, David Steinwender und Anita Thaler, warum Biodiversität und Zugang zu gesunden Lebensmitteln auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit sind und wie ein inklusives und biodiverses Gartenprojekt praktisch umgesetzt werden und damit Anregungen für Politik, Unternehmen und zivilgesellschaftliche Akteursgruppen gewonnen werden können. Karner und Thaler stellten erste Erkenntnisse zur Berücksichtigung von Intersektionalität in der Biodiversitätsforschung bereits im April im Rahmen der „International Conference in Gender Research“ von 25.-26. April in Barcelona vor, die Ausführungen können im Artikel „Can participatory action research deepen the understanding of intersectionality in the field of biodiversity research?” nachgelesen werden.
Am 7. Juni fand auch zum Thema digitale Transformation in der AK Klagenfurt die Tagung "Gesellschaft gestalten" statt, bei der über 90 Teilnehmer_innen die Gelegenheit hatten in drei Workshops über gesellschaftliche Prozesse rund um das Thema Künstliche Intelligenz zu reflektieren. Anita Thaler gestaltetet einen Workshop zu „KI im Betrieb: Mitreden, mitbestimmen, mitgestalten!“. Basierend auf dem in einem Forschungsprojekt des IFZ entstandenen Handbuchs „Verantwortungsvolle Einbindung von KI im Betrieb“ wurden konkrete Erfahrungen der Teilnehmenden mit KI und maschinellem Lernen im Betrieb und Partizipationsmöglichkeiten diskutiert.
Dieses Thema wurde auch im aktuellen Mitgliedermagazin „Glück auf!“ der Produktionsgewerkschaft behandelt: "Wenn ein Betrieb entscheidet, ein KI-basiertes System in der Produktion einzuführen, wird das meistens in der Managementebene entschieden. Dabei wären die Unternehmen klug beraten, alle Betroffenen in den Prozess einzubinden. Warum sie das vor allem auch rechtzeitig tun sollten, erklärt die Technik- und Wissenschaftsforscherin Anita Thaler im Interview für die "Glück auf!".“